„Wenn Sie nur zehn Minuten Zeit in Rom hätten, gehen Sie ins Pantheon!“ sagte einmal ein römischer Stadtführer zu mir im Brustton der Überzeugung. Recht hatte er, aber dazu später mehr! Wir nehmen uns etwas mehr Zeit, aber auch nicht so viel mehr… Mein Name ist Moana Meves. Als Reiseleiterin verschlägt es mich in die schönsten Ecken der Welt. Ich war mehr als ein halbes Dutzend Mal in Rom. Das Besondere daran: jedes Mal nur für einen einzigen Tag. Heute möchte ich Ihnen zeigen, was Sie an einem Tag in Rom oder im Vatikan erleben können. Was Sie dafür brauchen? Gute Schuhe!
Das Tolle an Rom ist, dass viele der weltberühmten Sehenswürdigkeiten nur einen Steinwurf voneinander entfernt liegen. Sie werden sich nicht alles in aller Ausführlichkeit ansehen können, aber mit einer gut ausgetüftelten Route nehmen Sie unwahrscheinlich viel im Vorbeigehen mit.
Bei den alten Römern - Kolosseum und Forum Romanum
Als Start- bzw. Endpunkt eignen sich der Petersplatz oder das Kolosseum. Alles andere liegt irgendwie dazwischen. Wir beginnen heute am Kolosseum. Es kann früh losgehen, geöffnet ist bereits ab 8.30 Uhr. Eintrittskarten sollten Sie am besten im Vorfeld buchen.

Das größte je gebaute Amphitheater der Welt ist das bedeutendste Bauwerk der Römischen Antike. Bereits vor gut 2000 Jahren wäre das Kolosseum modernen Veranstaltungsansprüchen gerecht geworden, mit Einlasssystem und Besucherlenkung, Bühnentechnik und Unterkellerung. Was für eine Meisterleistung für die damalige Zeit!
Genauso beeindruckend wie das Kolosseum ist das benachbarte Forum Romanum. Hier tobte, vor allem zur Römischen Kaiserzeit, das politische, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Leben der Stadt. Heute ist es die wichtigste Ausgrabungsstätte Roms. Die Eintrittskarte zum Kolosseum gilt ebenfalls für das Forum (und den Palatin), daher sollten Sie es sich auf keinen Fall entgehen lassen durch die „alten Steine“ zu schlendern und die Ausgrabungen zu erkunden.
Roms Altstadt - vom Trevi Brunnen zur Spanischen Treppe
Sind alle Bilder im Kasten, beginnen Sie den eigentlichen Stadtspaziergang. Vom Forum einige Stufen hinauf auf den Kapitolhügel, ein schnelles Selfie mit der Statue von Marc Aurel, und dann weiter Richtung Piazza Venezia. Aus der Mitte des riesigen Kreisverkehrs haben Sie einen wunderbaren Blick auf den sogenannten Altar des Vaterlandes. Von hier aus ist es außerdem nur noch ein Katzensprung in die Altstadt. Gehen Sie etwa einen Kilometer Richtung Norden und Sie stehen am gefühlten Epizentrum der Stadt – dem Trevi Brunnen. Frisch renoviert, erstrahlt er in neuem Glanz und lockt Tausende Besucher an, die Fotos machen oder Glückspfennige über die Schulter ins Wasser werfen wollen. Wobei das Glück der Legende nach darin besteht, dass man wieder nach Rom zurückkehrt. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass es funktioniert – jedes Mal.

Ein wichtiger Hinweis: Wie in jeder größeren Stadt sollten Sie immer wachsam sein, Ihre persönlichen Gegenstände gut sichern. Das gilt umso mehr am Trevi Brunnen. Das alltägliche Gedränge und Geschiebe zieht Taschendiebe und Gauner förmlich an. Apropos Gauner: Eine mir sehr häufig gestellte Frage: Wo kann man denn nicht so überteuert Mittagessen gehen? Sind das nicht alles Touristenfallen? Die Wahrheit ist: fast überall und ja, aber nein! Ein, zwei Mal um die Ecke gebogen, befinden Sie sich zwar immer noch im touristischen Zentrum, haben aber diverse Gelegenheiten für eine leckere Pizza und ein Erfrischungsgetränk für um die zehn Euro. So habe ich es diverse Male gemacht und fühlte mich nie über den Tisch gezogen. Später beispielsweise an der Piazza Navona gibt es auch viele Möglichkeiten, allerdings deutlich teurer.

Gestärkt geht es weiter Richtung Norden, etwa 700 Meter durch die Gassen bis zur berühmten Spanischen Treppe – vermutlich eine der schönsten Freitreppen der Welt – die übrigens nur im Deutschen so heißt. Im Italienischen ist sie nach der Kirche oberhalb Santa Trinita dei Monti benannt. Nach dem obligatorischen Foto wenden Sie sich Richtung Westen. Vor allem Damenherzen dürften höher schlagen. Die Via Condotti hat sie alle – die Modeboutiquen und Designer. Prada, Dior, Gucci, Armani, Bulgari, Cartier und Louis Vuitton. Es gibt sicherlich keinen Modeschöpfer, der in Rom nicht vertreten ist.
Zehn Minuten Rom im Pantheon
Wenn Sie nun Ihre Tagesration an Taschengeld ausgegeben haben, keine Sorge, unser nächstes Ziel südwestlich – das Pantheon – ist wie alle Kirchen Roms eintrittsfrei. Sie lesen richtig, das antike Bauwerk ist heute eine geweihte Kirche. Fast 2000 Jahre hat das Gebäude bereits überdauert und es ist eines der, wenn nicht sogar das Besterhaltene der Römerzeit. Auf den ersten Blick ist die Kuppel am beeindruckendsten. Über 1000 Jahre galt sie als größte Kuppel der Welt und bis ins 20. Jahrhundert als Vorbild für westliche Baukunst. So stand das Pantheon Model für den Petersdom, das Kapitol in Washington, die Rotunde der University of Virginia von Thomas Jefferson und den Berliner Dom.

Das Pantheon ist außerdem, das legen der Name und die Forschung nahe, ein Tempel in dem alle Gottheiten verehrt werden konnten. Man mag mir als Christ Blasphemie vorwerfen, aber ich bin fest überzeugt, dass man die Mannigfaltigkeit der im Gebäude über die Jahrtausende angerufenen Götter spüren kann. Da ist etwas in der Luft, was diesen Ort besonders macht. Deshalb hatte der geschätzte Kollege natürlich auch Recht mit seinem Tipp, wo man seine zehn Minuten in Rom verbringen sollte.

Die letzte Etappe über den Tiber
Sie haben schon ganz müde Füße vom Lesen? Jetzt ist es nicht mehr weit. Der Piazza Navona müssen Sie auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Der Platz ist wundervoll, romantisch, fast kitschig mit dem barocken Vierströmebrunnen und unzähligen Malern und Straßenkünstlern, die ihre Werke anbieten. Da übersieht man eben schnell die schon erwähnten gesalzenen Preise. Sehen Sie sich einfach satt! Weiter geht es dann über den Tiber, vorbei an der gewaltigen Engelsburg. Und dann stehen Sie direkt vor ihm – dem Petersdom. Rom endet hier. (Naja irgendwie auch nicht)

Den allerwichtigsten Tipp (zum Verzehr von Eis/Kaffee am Petersplatz) lesen Sie ganz am Ende des Artikels. Jetzt widmen wir uns erst mal dem Heiligen Stuhl – der Alternative für alle Tagestouristen, die Rom bereits kennen.
Vatikanstadt entdecken
„Hier steppt der Papst im Kettenhemd!“ oder „Hier ist ja die Hölle los!“ Zwei durchaus humoristische Beschreibungen dafür, was sich tagtäglich im Vatikan abspielt. Der Stadtstaat mitten in Rom ist der kleinste Staat der Welt mit circa 44 Hektar und etwa 1000 Einwohnern. Dagegen stehen über fünf Millionen Touristen, die die Vatikanischen Museen Jahr für Jahr besuchen. Bis zu 20.000 Menschen werden täglich durch die Sixtinische Kapelle geschleust und die durchschnittliche Wartezeit für den Besuch des (kostenfreien) Petersdoms beträgt etwa eine Stunde. Warum Sie sich trotzdem für einen Tag im Vatikan entscheiden sollten? Weil der Reichtum an Kunstschätzen Sie schier sprachlos machen wird! Und weil Sie an keinem anderen Ort in Rom so viel Ruhe und Frieden finden können wie in den Vatikanischen Gärten. Ein Paradoxon? Mitnichten! Die meisten Besucher kommen wegen Petersplatz und Petersdom, wegen der Vatikanischen Museen und – natürlich – der Sixtinischen Kapelle mit dem weltberühmten Deckengemälde von Michelangelo. Dort stehen sie dann, wie eine schweigende Schafherde, die an die Decke starrt und heimlich Fotos aus dem Handgelenk zu machen versucht.
Paradiesisch - die Vatikanischen Gärten
Die Massen haben die Vatikanischen Gärten nicht auf dem Zettel, obwohl diese fast die Hälfte des Vatikanstaates einnehmen. Ich kann Ihnen einen Besuch dieser Oase der Ruhe jedoch ausdrücklich empfehlen. Die Gärten können in einer etwa zweistündigen Führung in kleinen Gruppen besucht werden. Buchen Sie unbedingt im Vorfeld, auch als Einzelreisende. Der Eintritt ist zugegebenermaßen nicht günstig, dafür sind die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle schon mit inbegriffen. Ihr, speziell für die Gärten ausgebildeter, Führer wird mit Ihnen durch die wundervoll gepflegten Anlagen streifen und Ihnen alles Wissenswerte über Flora, Fauna und Geschichte erzählen. Vor allem während der Renaissance und des Barock entstanden diverse kunstvolle Bauwerke im Park, die den Wunsch der Päpste nach höfischer und künstlerischer Repräsentation widerspiegeln. Sie können in den Gärten ausgiebig fotografieren und noch einmal richtig Durchatmen bevor es dann in Richtung der Museen geht.
Reizüberflutung de luxe – die Vatikanischen Museen
Jetzt heißt es „Augen auf und durch!“. Sich von den Menschenmengen abschrecken zu lassen und die weltberühmten päpstlichen Sammlungen nicht zu besuchen, käme einer Sünde gleich. Die Vatikanischen Museen beherbergen eine der größten Kunstsammlungen der Welt, in 14 Museen warten etwa 50.000 Objekte. Wenn Sie sich alles angucken, sind Sie etwa sieben Kilometer gelaufen. Lassen Sie sich Zeit, so gut es geht. Versuchen Sie auf die Details zu achten.

Zugegebenermaßen, es ist nicht ganz einfach, weil Erstbesucher durch die schiere Menge an Schätzen fast erschlagen werden. Am Ende der Museen steht dann die Sixtinische Kapelle. Die Aufregung der Menge liegt in der Luft. Wie bereits erwähnt: Es herrscht strikte Ruhe, Fotografieren und Handys verboten. Sie bekommen einige Minuten Zeit um an die Decke zu gucken, dann geht es weiter Richtung Petersdom, den Sie ohne Wartezeit durch einen Nebeneingang betreten können. Die Grabeskirche des Petrus bietet 60.000 Menschen Platz, die dort die Messen des Papstes verfolgen können. Dort können Sie sich dann wieder so viel Zeit lassen wie Sie möchten und sich in Ruhe die imposante Kuppel, die Gemälde und Statuen ansehen. Und Schwups ist der Tag vorbei wie im Flug.
Einige wichtige, praktische Hinweise
Knie und Schultern bedeckt, versteht sich, sonst wird man Ihnen den Eintritt verwehren. Und ja, es gibt dort eine Kleiderkontrolle, genau wie Metalldetektoren, also nehmen Sie nur mit, was Sie beim Fliegen im Handgepäck haben. Packen Sie ein kleines Lunchpaket ein. Die Preise und die Atmosphäre in der Vatikanischen Cafeteria sind mit Worten nicht zu beschreiben, vor allem nicht mit positiven. Nehmen Sie dafür aber nur eine möglichst kleine Tasche mit. Große Taschen und Rücksäcke müssen abgegeben werden, die Einschätzung was zu groß ist, geschieht willkürlich durch das Personal. Der Garderobenservice ist zwar gratis. Sie kommen am Ende aber nicht dorthin zurück, sondern enden Ihren Vatikanbesuch am Petersplatz. Dinge von der Garderobe abzuholen, bedeutet einen anstrengenden, unnötigen Fußmarsch mit vermutlich plattgelaufenen Füßen.
Und wenn Sie dann auf dem Petersplatz stehen und den Tag Revue passieren lassen, habe ich abschließend den letzten, den allerwichtigsten Tipp, den Sie jemals von mir bekommen werden: Das beste Eis in ganz Rom wartet in unmittelbarer Nähe. Aber NICHT in der Via della Conciliazione, die Prachtstraße die vom Petersplatz in Richtung Engelsburg führt. Gehen Sie dort auf keinen Fall, unter keinen Umständen zum Eisessessen oder Kaffeetrinken hin! Gehen Sie eine Straße weiter in die Borgo Santo Spirito, eine fast menschenleere Seitenstraße, etwas schmuddelig. Wenn Sie vom Petersplatz kommen, kommt auf der rechten Seite nach etwa 50 Metern ein kleiner Eisladen. Unglaublich gut und günstig! Wenn Sie auch einen richtig leckeren Espresso trinken wollen, gehen Sie weiter und rechts um die Ecke zum Cafe de‘ Penitenzieri. Das Café ist ein antiquarisches Schmuckstück, von Menschenmengen ist hier, 100 Meter weit vom Trubel, keine Spur mehr. Nur die Geistlichen genießen hier ihren Kaffee. Genießen Sie mit und lassen Sie in Ruhe Ihren Tag in Rom ausklingen.